„Meine Mutter, ein Krieg und ich“ erzählt nicht nur von einer russischen Frau an der Front 1941-45. Der Film wird zum Kollektivporträt der Generation. Vergilbte Fotos junger Frauen in Uniformen der Roten Armee. Eine von ihnen ist Tamara Trampes Mutter, die ihr Kind im Kriegswinter 1942 auf einem verschneiten Feld in Woronesch gebar und entgegen aller Wahrscheinlichkeit im Fronteinsatz durchbrachte. Den Vater, einen Offizier, wird das Mädchen nie kennenlernen. Es ist 1942, ein harter Kriegswinter. Die kleine Tamara kommt auf einem verschneiten Feld an der Wolga zur Welt. Ihre Mutter wickelt sie in einen Militärpelzmantel, ihr erstes Kleidungsstück. Tamara wird ihren Vater nie sehen. ![]() ![]() Sie ist ein Kind einer sowjetischen Krankenschwester und eines Rote-Armee-Offiziers, der mit einer anderen Frau verheiratet ist. Tamara ist ein Kriegskind. Ihre erste Kinderjahre verbringt sie in der Ostukraine. Aber dann verliebt sich Tamaras Mutter an der Front zum zweiten Mal. Diesmal in einen Deutschen, der bei der Roten Armee war. Eine Geschichte, wie sie wohl nur das Leben schreiben kann. Nach dem Krieg wandert die Familie nach Deutschland aus. ![]() In ihrem Film, der in der Panorama-Sektion der Berlinale gezeigt wird, versucht die Regisseurin Tamara Trampe, ihrer Mutter näherzukommen. Aber die Gespräche zwischen den beiden über den Krieg, die sie zeigt, dokumentieren vor allem, wie schwer es ist, über diese Zeit zu sprechen. Einige Jahre nach dem Tod der Mutter unternimmt die Tochter dann eine Reise an die Orte ihrer Kindheit, um ihrer Mutter auf andere Weise kennen zu lernen. Kann man heute überhaupt den Krieg verstehen? Die Überlebenden des Krieges, die Tamara in den ukrainischen Dörfern trifft, erzählen von schrecklichen, aber auch unvergesslichen, heldenhaften Tagen. Und immer wieder fällt auch der Satz: “Ich kann mich nicht mehr daran erinnern.“ Das, was bleibt, ist das mehrfach Wiederholte, das Phrasenhafte, das auswendig Gelernte. Ist vielleicht jeder Versuch, die Kriegsvergangenheit aus heutiger Perspektive zu verstehen, zum Scheitern verurteilt? Diese Frage wird zum Leitmotiv des Films. „Meine Mutter, ein Krieg und ich“ ist eine Geschichte über das menschliche Gedächtnis und die Uneindeutigkeit der Geschichte. ![]()
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August 2019
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